Ratu Boko befindet sich etwa 3 Kilometer südlich des Prambanan-Tempels auf einer Hügelkuppe in 195,97 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Im Gegensatz zu typischen antiken Tempeln ist Ratu Boko eigentlich die Überreste eines Palastkomplexes. Aus diesem Grund wird er oft auch als Kraton Ratu Boko bezeichnet. Nach einer lokalen Legende war dieser Ort einst der Palast von Ratu Boko, dem Vater von Lara Jonggrang.
Es wird angenommen, dass der Ratu Boko-Komplex im 8. Jahrhundert von der buddhistischen Syailendra-Dynastie gegründet und später von den Hindu-Herrschern von Mataram übernommen wurde. Dieser Machtwechsel führte zu architektonischen und kulturellen Elementen, die sowohl vom Buddhismus als auch vom Hinduismus beeinflusst wurden.
Einer der wichtigsten Funde an diesem Ort ist die Abhayagiriwihara-Inschrift, die auf das Jahr 792 n. Chr. datiert wird. In der Schrift pranagari - einem Kennzeichen buddhistischer Inschriften - steht geschrieben, dass König Tejapurnama Panangkarana, von dem angenommen wird, dass er Rakai Panangkaran ist, den Bau des Abhayagiriwihara befahl. Sein Name erscheint auch in mehreren anderen historischen Inschriften, darunter die Kalasan-Inschrift (779 n. Chr.), Mantyasih-Inschrift (907 n. Chr.) und Wanua Tengah III-Inschrift (908 n. Chr.).
Der Begriff abhaya bedeutet “Frieden” und giri bedeutet “Hügel”. Abhayagiriwihara bedeutet also “ein Kloster, das auf einem friedlichen Hügel gebaut wurde”. Während der Herrschaft von Rakai Walaing Pu Kombayoni (898-908 AD) wurde das Kloster in Kraton Walaing umbenannt.
Heute erstreckt sich die Ratu Boko-Stätte über ein riesiges Gebiet und umfasst mehrere Gebäudegruppen. Obwohl viele Gebäude heute in Trümmern liegen, ist der Ort ein bedeutendes historisches Wahrzeichen mit einem reichen kulturellen und architektonischen Erbe.